26. Juni 2019

Tagesbericht verfasst um 22:30 Uhr in Aznalcázar, Andalusien, Spanien
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La Saca de las Yeguas

( frei übersetzt: der Zusammentrieb der Stuten )

 

Der Song zum heutigen Reisetag

Oft gehört zu einem Reisetag ein ganz bestimmtes Musikstück. Sei es aus Lust und Laune,
weil es soeben im Radio lief oder weil es einfach besonders gut zum Tag passt.

The Rolling Stones - Wild Horses

 

 



Am frühen Morgen führt die Fahrt nach El Rocío. Es liegt noch Nebel über dem Doñana Nationalpark.

 
 
 
 
 
 

Im Doñana Nationalpark leben halbwilde Pferde. Einmal im Jahr werden sie zusammen getrieben. Ein Teil davon wird verkauft, die Übrigen leben danach wieder frei im Nationalpark. Der Zusammentrieb findet immer am 26. Juni statt. Die Saca de las Yeguas gibt es schon seit 500 Jahren. Wenn ich an diesem Datum schon in der Region bin, wollte ich das natürlich erleben.

Der Ort El Rocío ist nicht für Autos gebaut. Es gibt kaum befestigte Strassen, dafür vor jedem Haus einen Zaun wo man das Pferd festbinden kann...

 
 
 
 

Morgens um neun ist noch alles ausgestorben. Eine Stunde später sieht das schon anders aus. Vor der Wallfahrtskirche sammeln sich die Leute. Es sind zu 90% Spanier, es hat wenig Touristen darunter wie mich.

Der wichtigste Tag im Jahr ist jedoch die Wallfahrt zum Pfingstsonntag. Dann sind mehrere hundert Tausend Menschen hier. So viele sind es am heutigen Anlass definitiv nicht.

 
 
 
 

Und dann geht es los: die erste Gruppe mit Wagen erscheint. Der Wagen wird von Maultieren gezogen. Die Gruppe hat in den Vortagen einen Teil der halbwilden Pferde zusammen getrieben. Die Guardia Civil und die lokale Polizei halten den Platz frei.

 
 
 
 

Danach erscheinen die Reiter der Gruppe. Seit Jahrhunderten läuft dieses Ritual gleich ab. Das einzige Hilfsmittel zum Zusammentrieb ist ein Holzstock. Dieser wird jedoch nicht zum Schlagen, sondern zum zusammen führen verwendet.

 
 
 
 

Dann sind die ersten Pferde da! Es sind Stuten und die Fohlen. Immer frei lebend, ist ihr nervöses Verhalten unter all den Menschen nachvollziehbar. Wobei weder Reiter, Platzsprecher noch Zuschauer das Geschehen einheizen. Es ist einfach nur eine Pracht die schönen Tiere zu bewundern.
 
 
 
 

Wenn alle Gruppen durch sind, gibt es zirka zur Mittagszeit einen gemeinsamen Aufritt sämtlicher Reiter vor dem Kirchenportal. Es folgen kurze Ansprachen und danach ein gemeinsames Gebet. Diese Momente sind wahrhaft feierlich.

PS: es sind inzwischen ganz ohne Aufheben auch Reiterinnen darunter.

 
 
 
 

Gegen Abend erreichen die Reitergruppen den nördlich gelegenen Ort Almonte. Hier gibt es einen Durchtrieb. Es ist DAS Ereignis in der Stadt schlechthin. Vom Kleinkind bis zum letzten Opa sind alle erschienen, egal wie schlecht zu Fuss. Ich gebe deshalb beim Warten meinen Sitzplatz auf der Bank frei. Würdevoll gestaltet sich der Durchtrieb. Die halbwilden Pferde sind auch deutlich entspannter geworden.

 
 
 
 


La Saca de las Yeguas - dieser Reisetag wird auch unvergessen bleiben!